Hier ist eine Auswahl meiner älteren Texte für das Overton Magazin. Aktuellere Texte sind auf der Startseite zu finden. Eine vollständige Übersicht finden Sie hier.
18. Februar 2024
Wokes Heimatgefühl
Der Kampf gegen rechts hat eine Hymne: „Für immer Frühling“ erzählt von einem Land, in dem der Himmel immer blau ist. Ganz ohne Regen wird die Dürre besiegt.
Erst ging er auf TikTok und Instagram viral, dann avancierte er zur inoffiziellen Hymne der Demonstrationen „gegen rechts“: der Song „Für immer Frühling“ der schwäbischen Sängerin Soffie. […] Weiterlesen
27. Dezember 2023
Die zwei Gesichter des Abed Hassan
Der 27-jährige Berliner Abed Hassan wird seit Beginn des Gaza-Krieges von TV-Sendern als „deutsche Stimme aus Gaza“ präsentiert. Kurz zuvor hatte er noch davor gewarnt, sich aus etablierten Medien über den Nahostkonflikt zu informieren.
„Die Leute hier brauchen kein Mitleid. Sie brauchen eine Stimme, welche ihre Botschaften in die Welt befördert. Beschäftigt euch mit der Lage und informiert euch unabhängig der gängigen Medienhäuser.“ Mit diesen Worten richtete sich der Deutsch-Palästinenser Abed Hassan Mitte Oktober dieses Jahres in einer Instagram-Story an seine Follower. Kurz darauf machten ihn „gängige“ Fernsehsender wie ARD, ZDF, Arte und RTL einem Millionenpublikum bekannt. In der Arte-Sendung Tracks East wurde er als „deutsche Stimme aus Gaza“ vorgestellt. […] Weiterlesen
10. November 2023
Wie Arsch auf Eimer
Warum es in linken Kreisen so viel Verständnis für den Hamas-Terror gibt.
Wenn in diesen Tagen auf Pro-Hamas-Kundgebungen* antisemitische Parolen gegrölt werden, dann sind neben Palästinensern, türkischen Rechtsextremisten und Islamisten mit diversen Migrationshintergründen meist auch Biodeutsche dabei, die sich als Linke verstehen. Da Antisemitismus eine Domäne der Rechten sei, könnten sie als Linke per definitionem nicht antisemitisch sein, meinen sie. Selbst sehen sie sich als „Israelkritiker“. Als solche glauben sie die Legitimität zu besitzen, die Vernichtung Israels zu fordern („From the River to the Sea …“), antisemitische Klischees zu bedienen („Kindermörder Israel“) und den Terror gegen israelische Zivilisten zu verharmlosen („Yallah Intifada“). […] Weiterlesen
6. September 2023
„Manslamming“ – ein eingebildetes Problem
Vor knapp neun Jahren beschloss eine New Yorker Feministin, Männern auf dem Gehweg nicht mehr auszuweichen, und wunderte sich, dass manche sie tatsächlich anrempelten. Ein Mythos war geboren. Doch was sagt die Wissenschaft zu diesem Phänomen?
Mit der menschlichen Wahrnehmung ist es so eine Sache. Oft trügt sie uns und verfälscht unsere Erinnerungen. Wenn es im Juli mal ein paar Tage regnet, glaubt so mancher, so etwas habe es früher nie gegeben. Da habe im Sommer stets die Sonne geschienen. Dass Rudi Carrell in den Siebzigern trällerte „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ haben sie vergessen, ebenso wie das Regenwetter früherer Jahre. Andere werten jedes mittelschwere Gewitter als Folge des Klimawandels und behaupten steif und fest, so etwas früher nur ganz selten erlebt zu haben. […] Weiterlesen
27. Juli 2023
Auf der Reise nach Nirgendwo
Die Linkspartei setzt neuerdings auf „ökologischen Klassenkampf“. Dafür bekommt sie viel Beifall von Grünen-nahen Medien, doch welche Wählerschichten will sie damit ansprechen?
Nun will die Linkspartei also mit der Klimaaktivistin und früheren Seenotretterin Carola Rackete als Spitzenkandidatin bei der Europawahl im Juni 2024 durchstarten. Viele werden es zunächst für einen verspäteten Aprilscherz gehalten haben. Doch die Parteiführung der Linken meint es ernst. Ist es Selbstmord aus Angst vor dem Tod? Oder glaubt die Parteispitze wirklich, die Linkspartei könne, indem sie noch grüner wird als die Grünen, so viele gutsituierte hippe Möchtegern-Kosmopoliten für sich gewinnen, dass sie dem drohenden Untergang entgehen kann? […] Weiterlesen
9. Juli 2023
Die Zivilgesellschaft – ein exklusiver Club?
Sind wir nicht alle Zivilgesellschaft? Im Grunde schon, doch gerade jene, die dieses Modewort am eifrigsten gebrauchen, sehen das ganz anders.
Seltene Einblicke in die Welt der deutschen Oberschicht gewährt ein kürzlich im Berliner Tagesspiegel erschienener Artikel. Unter der Überschrift „Exklusiver Zirkel sucht Grundstücke in Toplage“ berichtet Teresa Roelcke darin über ein Treffen der exklusiven „Kammergesellschaft“ unter dem Motto „Renaissance der Berliner Mitte durch die Reichen & Schönen“. Nebenbei liefert dieser Artikel auch wertvolle Hinweise darauf, was mit dem Modebegriff „Zivilgesellschaft“ wirklich gemeint sein könnte. […] Weiterlesen
31. Mai 2023
Die woke Revolution frisst ihre Kinder
Warum das Team der woken Berliner Getränkemarke Solidrinks einen Umerziehungskurs belegt und in Freiburg eine Podiumsdiskussion zur Hexenverfolgung in Afrika abgesagt wurde, obwohl sich niemand beschwert hatte.
Dass Linke – im weitesten Sinne – unübertroffen darin sind, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, weiß man schon länger. Ebenso ist schon lange bekannt, dass sie sich mit der Theorie meist leichter tun als mit der Praxis. Womöglich besteht da ein Zusammenhang. […] Weiterlesen
12. Mai 2023
Warum haben die Linksliberalen so viele Feinde?
Dieser Frage widmeten sich die Literatursoziologin Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey jetzt in der „Zeit“. Ihre Antworten gehen meilenweit am Problem vorbei, doch verraten sie viel über das Selbstverständnis ebenjener „Linksliberalen“.
Wer dumm fragt, bekommt meist eine ebenso dumme Antwort. Dass dies auch gilt, wenn die Frage eine rhetorische ist und der Fragesteller sich die Antwort selbst gibt, haben jetzt die Literatursoziologin Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey in der „Zeit“ (27. April) unter Beweis gestellt. Die Überschrift ihres Artikels lautet: „Würg!“ und die Unterzeile: „Die Linksliberalen sind das neue Feindbild im politischen Diskurs … Womit haben sie das verdient?“ So fragt die Mutter, die sich ärgert, dass ihre Kinder schon wieder ihr Zimmer nicht aufgeräumt haben, oder der Mathe-Lehrer, der seinen Schülern die Bruchrechenregeln trotz größter Anstrengungen nicht begreiflich machen kann. […] Weiterlesen
13. April 2023
Angst vor der Jogginghose?
Der Kampf um Distinktion der Lifestyle-Linken und die Ängste der anderen
Wermelskirchen schafft es selten in die Schlagzeilen der überregionalen Presse. Die unverhoffte mediale Präsenz, die der kleinen Stadt im Bergischen Land kürzlich zuteilwurde, war nicht etwa das Ergebnis einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Es wurde dort auch kein Terroranschlag oder sonst ein furchtbares Verbrechen verübt. Das Ereignis, über das die führenden Qualitätsmedien unseres Landes berichteten, war das Verbot von Jogginghosen an einer Sekundarschule. […] Weiterlesen
22. Februar 2023
„Wenn zwei Länder sich doll streiten …“
Kinderseiten von Qualitätsmedien und spezielle Online-Portale (des-)informieren den Nachwuchs über den Ukraine-Krieg. Auch Fragen werden beantwortet. Doch wer Angst vor einem Atomkrieg anklingen lässt, muss mit einem scharfen Tadel rechnen.
Nur jeder zehnte Deutsche wäre im Kriegsfall bereit, zu den Waffen zu greifen. Nur jeder zwanzigste gar würde sich freiwillig melden. Diese für das „linksliberale“ Establishment erschütternden Ergebnisse lieferte jetzt eine YouGov-Umfrage zutage. Der „Spiegel“ schloss daraus, dass der „Zeitenwende im Ernstfall … das Personal fehlt“. Unterdessen werden Forderungen nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht lauter, denn um ordentlich Krieg führen zu können, braucht man natürlich viel Kanonenfutter alias Bürger*innen in Uniform. Doch wenn nur so wenige mitmachen wollen? […] Weiterlesen
7. Februar 2023
Vorbild Sparta
Die Zeitenwende treibt Sumpfblüten. Faschistischer Heldenkult ist wieder en vogue und findet auch in olivgrünen Postillen wie der taz Verbreitung – sorgsam aufbereitet für die „linksalternative“ Leserschaft.
„Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen.“ So lautet die Aufschrift auf dem 1936 errichteten Kriegerdenkmal am Dammtor in Hamburg. Die Textzeile stammt aus dem 1916 erschienenen Gedicht „Soldatenabschied“ des Arbeiterdichters Heinrich Lersch. Im Jahr 2000 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass das öffentliche Abspielen des Songs „Deutschland“ der Hamburger Punkband Slime von der Kunstfreiheit gedeckt sei. Darin heißt es: „Deutschland muss sterben, damit wir leben können.“
Zeiten ändern sich. Nicht immer geht es vorwärts, manchmal fährt der Zug der Zeit auch rückwärts. Eine zeitlose Konstante aber ist, dass im Krieg Menschen sterben, nicht nur „unschuldige“ Zivilisten, sondern auch Soldaten. Das weiß zwar jeder, doch ist es einfacher, die Lieferung von „Tierpanzern, die vorher niemand kannte“ (Annalena Baerbock) in ein Kriegsgebiet vorbehaltlos zu bejubeln, wenn man diese Tatsache in die dunkelsten Winkel des Bewusstseins verbannt. […] Weiterlesen
12. Januar 2023
Böse Wörter
Amerikaner heißen jetzt US-Bürger und Afroamerikaner wieder Schwarze. Neuigkeiten aus der bunten Welt der Political Correctness.
Die Triebfeder der Political Correctness, meint der französische Philosoph Alain Finkielkraut, sei, nicht sehen zu wollen, was zu sehen ist. Ähnlich wie Kleinkinder, die glauben, niemand könne sie sehen, wenn sie sich selbst die Augen zuhalten, glauben die Woken, Probleme verschwänden einfach, wenn man besser klingende Wörter dafür erfinde. Dieses Phänomen beschränkt sich nicht auf die Sphäre der Politik, sondern ist längst tief in unseren Alltag eingedrungen. […] Weiterlesen
16. Juli 2022
Der K(r)ampf um die Wiederbefreiung der weiblichen Brust
Deutschlands Medien haben ihr »Aufreger-Thema des Sommers« gefunden: Sollten Frauen im Schwimmbad Brust zeigen, sich »oben ohne« sonnen dürfen? Vielerorts dürfen sie das längst. Doch nur wenige trauen sich, gegen den Strom zu schwimmen. An den alten weißen Männern liegt es ausnahmsweise nicht.
Wie sich doch die Zeiten ändern. Bisher war die Frage, wie viel Haut Frauen und Männer im Sommer zeigen dürfen, stets ein beliebter Lückenfüller für das Sommerloch. Modeexpertinnen klärten über die angemessene Länge von kurzen Hosen für Männer auf: bloß nicht zu kurz. Feministinnen klagten Schulleitungen an, die ihren Schülerinnen allzu knappe Hotpants oder Tops verboten: übergriffige Sexualisierung junger Frauen, die doch nur ein wenig Luft an ihren Körper lassen möchten. Und im sogenannten linksliberalen Milieu häufen sich die Stimmen, die männlichen Festivalbesuchern und Musikern, Joggern und Bauarbeitern verbieten wollen, sich mit nacktem Oberkörper zu zeigen – aus »Solidarität« mit den Frauen, die das ja auch nicht dürften. […] Weiterlesen